Die Sternengucker von Copper County

Es ist nichts Falsches daran, ein Kunstwerk zu bewundern, rede ich mir ein … selbst wenn das Bewundern eher einem Blick aus meinem Schlafzimmerfenster gleicht und das Kunstwerk der attraktive, verschwitzte Körper jenes Mannes ist, der schon seit Jahren einmal pro Woche jeden Sommer meinen Rasen mäht.

Theo Ross ist theoretisch mein Angestellter, ganze dreizehn Jahre jünger als ich und ein permanenter Einwohner von O'Leary, dem Städtchen in der Nähe von Copper County, in der sich das Observatory House befindet – das Ferienhaus, das mein Grandpa einst wie ein Sternenobservatorium gebaut hat.

Aber als Theo durch mein Fenster späht und mich … äh, sozusagen inmitten meiner Bewunderung erwischt … brechen alle Dämme.

Und sobald wir ein Gespräch miteinander führen, merke ich, dass Theo so viel mehr ist als nur ein hübsch anzuschauender junger Mann. Er ist klug, witzig und unglaublich talentiert darin, Kunstwerke zu erschaffen, nicht nur eines zu sein.

Plötzlich tauschen wir miteinander Logikrätsel und Zeichnungen mit verschlüsselten Botschaften aus, ich lade ihn zum Abendessen und zur Sternenbeobachtung zu mir ein, und irgendwann kann ich nicht anders, als mich zu fragen, ob das, was wir beide hier miteinander gefunden haben, nicht doch mehr ist als nur eine kurzfristige Sache …

Vielleicht sogar etwas, das für uns beide von Anfang an in den Sternen gestanden haben könnte.

Die Flitterwöchner von Copper County

Es sollte eigentlich ein ganz normaler Personenschutzauftrag sein. Die Zielperson sicher aus Vermont herausholen, sie in unser Safehouse bringen, dort mit ihr verbleiben, bis ihr Mafia-Onkel ausgesagt hat, und dadurch auch die Gunst meines Arbeitgebers zurückgewinnen.

Zack und fertig. Einfach.

Aber es stellt sich heraus, dass die Dinge sehr schnell kompliziert werden können, wenn deine Zielperson ein liebenswerter, unfallgefährdeter, süßer Mann mit einem erschreckend geringen Selbsterhaltungstrieb ist, der noch nicht einmal weiß, dass er mit dem Verbrecherboss Fromadgio verwandt ist, und der ständig dazu neigt, mit Fremden einfach völlig unbeschwert zu plaudern.

Als Chris unser Safehouse kompromittiert (und versehentlich eine „unauffällige, kleine“ Kneipenschlägerei anzettelt), bleibt uns nichts anderes übrig, als tiefer unterzutauchen … indem wir uns als Campingplatzbetreiber in Copper County im Staate New York ausgeben.

Oder besser gesagt, als verheiratete Campingplatzbetreiber (lange Geschichte).

Jetzt verstecke ich mich mit einem Mann, der von Action-Abenteuer-Serien und handgestrickten Pullovern geradezu besessen ist und dessen größtes Talent darin besteht, eine Wurst- oder Käseplatte appetitlich zu arrangieren, was bei einer Schießerei weitaus weniger hilfreich ist, als man vielleicht annehmen würde.

Und das Schlimmste daran ist, dass mir diese süße kleine Jungfrau, die mir anvertraut wurde, mittlerweile richtig ans Herz gewachsen ist.

Irgendwie erwische ich mich immer häufiger dabei, dass ich interessiert seinem fröhlichen Geplapper zuhöre, während ich eigentlich aufmerksam die Umgebung observieren sollte, dass ich sogar versuche, herauszufinden, wie sein Verstand eigentlich funktioniert, während ich uns in dieser misslichen Lage am Leben erhalten sollte, und dass ich genieße, wie er in meinen Klamotten aussieht, während ich mich darauf konzentrieren sollte, meine Karriere wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Aber als die Feinde der Fromadgios uns schließlich finden, ist der Personenschutz von Chris längst nicht mehr nur ein Job. Ich werde alles tun, um das zu schützen, was mittlerweile fest zu mir gehört … und um unsere Flitterwochen nicht mehr vortäuschen zu müssen.

Die Rivalen von Copper County

Mein Jugendfreund. Mein größter Rivale. Der einzige Mann, den ich je anziehend gefunden habe.

Wenn es einen Preis für den zufriedensten Mann in ganz Copper County gäbe, dann würde ich ihn jeden Tag aufs Neue gewinnen.

Erfolgreich laufendes Geschäft? Habe ich.

Einen Sohn im Teenageralter, der ein ausgesprochen talentierter Sportler und auch ein richtig guter Mensch ist? Habe ich.

Eine liebevolle Familie, eine hilfsbereite Nachbarschaft, gute Freunde? Habe ich ebenfalls.

Allerdings habe ich auch eine endlose Liste an Dingen, die ich noch zu erledigen habe, dazu eine nicht enden wollende Anzahl von Menschen, die alle auf mich zählen, und null romantische Möglichkeiten … aber so läuft das eben manchmal, wenn man ein bodenständiger, verantwortungsvoller, alleinerziehender Vater und der ungekrönte König als zufriedenster Mann in ganz Copper County ist, nicht wahr?

Und das ist es mir auch absolut wert, denn mein Leben ist einfach … perfekt. Ganz ehrlich. Richtig toll. Könnte nicht besser sein. Ich schmelze hier praktisch vor Gelassenheit nur so dahin.

Zumindest bis Jasper Wrigley wieder zurück nach Copper County kommt und mein bisher so sorgfältig geordnetes Leben in ein einziges Chaos stürzt.

Da gab es nämlich mal diesen charismatischen, selbstbewussten Jasper, der mein bester Jugendfreund war und dessen Sommerurlaube bei uns in der Stadt für mich immer die beste Zeit des Jahres waren. Unsere rivalisierenden Wettkämpfe wurden stets heftig geführt. Unsere Mutproben waren abenteuerlich. Er brachte mich auch dazu, an mein Potenzial und an eine strahlende Zukunft zu glauben, die damals allerdings noch irgendwo außerhalb meiner Vorstellungskraft lag.

Aber dann ist er von hier weggezogen, und wir sind beide zwischenzeitig erwachsen geworden … oder zumindest ich. Und das Letzte, was ich ausgerechnet jetzt in meinem ruhigen Leben brauche, ist Jasper, der sich in meine Angelegenheiten einmischt, mich provoziert, mich herausfordert, aber mich auch dazu bringt, allesinfrage zu stellen … verdammt noch mal.

Zum Beispiel, ob mein Leben wirklich so perfekt ist, wie ich immer behaupte.

Zum Beispiel, ob ich wirklich so heterosexuell bin, wie ich immer denke.

Zum Beispiel, ob es da vielleicht doch noch mehr gibt, als nur "zufrieden zu sein", wenn ich nur mutig genug bin, danach zu streben.

Und ob der Mann, der schon immer mein größter Rivale war, vielleicht auch die Liebe meines Lebens sein könnte.